"Ein solcher Wandel müsste die
Ausmaße einer Kulturrevolution annehmen. Er beträfe die Zivilisierung der
Glückssuche selbst."
Philosoph Peter Sloterdijk
"Die
evolutionären Reserven der Ignoranzbildung, die die Erde ihren Bewohnern
scheinbar für immer zur Verfügung stellte, wurden binnen weniger Jahrzehnte
aufgebraucht." So beschreibt der jeder Grünen-Nähe unverdächtige Philosoph
Peter Sloterdijk den Paradigmenwechsel. Doch bedeutet das neue Selbstbild – weg
vom Menschen, der sich tapfer gegen die Natur behauptet, hin zum Menschen, der
die Erde zur einen Hälfte in eine Parklandschaft, zur anderen in eine Müllkippe
verwandelt – für viele eine ungeheure Kränkung. Alles heroische Ringen mit der
Natur wird hohl, alles dazu passende, den Sieg über die Elemente feiernde
Verhalten – Jagen, Roden, Fischen, Fleischessen – wird zu Konsum und
Freizeitsport profanisiert. Das Sich-untertan-Machen, das Benutzen und Verschmutzen
der Erde, das die überlegene Stellung des Menschen so lange belegte, erscheint
nun in neuem Gewand: als schwere Sünde.
Sigmund Freud
sprach einst von den drei großen Kränkungen der Menschheit: der kosmologischen
(das Universum dreht sich nicht um die Erde), der evolutionären (der Mensch
stammt von einer Art Affen ab) und der psychologischen (das Ich ist nicht Herr
im Hause); nun tritt eine vierte große Kränkung hinzu – die ökologische (der
Mensch trotzt nicht der Natur, er schändet sie)."
Simplot Cattle Feedlot ist eine der größten Rinderfarmen in
Idaho. © George Steinmetz
Ecologische Fakten jetzt
Berlin, 21. 11. 2018.
"Wegen der schlechten Kartoffelernte" kündigte der deutsche
Marktführer Intersnack (funny-frisch, Chio) Preiserhöhungen bei Kartoffelchips
an. Die extreme Trockenheit im Sommer hat zu erheblichen Einbußen bei der Kartoffelerntegeführt. Die
Erntemenge in Deutschland erreichte laut dem Bundesverband der obst-, gemüse-
und kartoffelverarbeitenden Industrie (BOGK) mit nur 8,7 Millionen Tonnen einen
"historischen Tiefstand". Auch Bier könnte künftig teurer werden, die
Gerste wird knapp.
Peking, 14. 11. 2018.
Immer schneller verbreitet sich die Afrikanische Schweinepest in China.
Dabei gefährdet die Seuche inzwischen auch andere Tiere – etwa den Tiger, dem
ein wesentlicher Teil der Beute ausgeht. Die Afrikanische Schweinepest ist für
den Menschen nicht gefährlich, andere durch den Klimawandel beschleunigte
Seuchen sind es schon. So können tödliche Bakterien, die im Permafrost
eingeschlossen sind, durch die globale Erwärmung frei werden: Bereits im Jahr
2016 starb ein zwölfjähriger Junge in der sibirischen Tundra an Milzbrand und
steckte 20 weitere Menschen an. Es wird vermutet, dass vor über 75 Jahren ein
mit der Krankheit infiziertes Rentier starb und dessen eingefrorener Körper in
der Hitzewelle von 2016 wieder auftaute.
London, 30. 10. 2018.
Fast zwei Drittel aller Wirbeltiere wurden in den vergangenen 50 Jahren
ausgerottet. Das meldet die Umweltschutzorganisation WWF. Ähnliches gilt auch
für Deutschland. Eine jüngst veröffentlichte Bestandsaufnahme der Leopoldina,
der Nationalen Akademie der Wissenschaften, dokumentiert, dass die Lage bei
Insekten und Vögeln besonders dramatisch ist. Um etwa 75 Prozent ist die Biomasse
der Fluginsekten mancherorts bereits zurückgegangen. Rund 40 Prozent der
Tagfalter sind bedroht, stark sinkt auch die Zahl der Wildbienen. Und nach den
Insekten trifft es natürlich: die Vögel.
Duisburg/Ludwigshafen, 19. 10. 2018.
Thyssenkrupp bekommt wegen der niedrigen Pegelstände des Rheins zu
wenig Rohstoffe angeliefert. Auch das Duisburger Stahlwerk ist betroffen.
Deshalb hat das Unternehmen bei den Kunden "höhere Gewalt" geltend
gemacht. Auch bei der BASF in Ludwigshafen ist das Niedrigwasser ein Problem.
Die Produktion am Stammwerk sei beeinträchtigt, sagte ein Sprecher des
Chemiekonzerns. Die Aktienkurse der Unternehmen gerieten unter Druck.
Kiel, 3. 9. 2018.
Auf einer Konferenz in Kiel warnten Ozeanografen, dass dem Meer die Luft
ausgeht. In immer mehr Regionen sei der Sauerstoffgehalt in den Ozeanen auf ein
Minimum gesunken. Die meisten Lebewesen im Ozean können dort nicht überleben.
Als Ursache gilt die Überdüngung der Ozeane.
Grunewald, Oktober 2018. In und um Berlin
versuchen die Förster den Wald zu retten, indem sie junge Bäume pflanzen. Doch
in diesem Sommer vertrockneten 300.000 Setzlinge, und Ersatz konnte im Herbst
in die steinharte Erde kaum gepflanzt werden. Ein Problem, das auch Förster in
vielen anderen Teilen des Landes haben. Auf über zwei Milliarden Euro beziffern
die Waldbesitzer die Schäden der vergangenen zwei Jahre: durch Sturm, Dürre und
den Borkenkäfer. Letzterer vermehrt sich in geschwächten Bäumen besonders gut.
Kopenhagen, 14. 8. 2018.
Die dänische Regierung beschließt, Anfang 2019 einen Zaun zu ziehen, 70
Kilometer lang und 1,5 Meter hoch, immer entlang der deutsch-dänischen Grenze.
Aber nicht gegen Flüchtlinge, sondern gegen Wildschweine. Der Zaun soll
verhindern, dass sie die Afrikanische Schweinepest aus Deutschland ins
Königreich tragen.
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