zondag 15 september 2024

broodheer sjamanen raden Putin?

 Gerüchte in Moskau

Lässt sich Putin von Schamanen für den Krieg beraten?

Eine Kolumne von Mikhail Zygar
Wladimir Putin besuchte die Mongolei. Offiziell wegen einer Gedenkveranstaltung. Doch viele Russen glauben, dass er anderes vorhatte. Sein Bad in Hirschblut und sein Ausritt mit nacktem Oberkörper sind legendär.
Putin beim Besuch eines buddhistischen Klosters im sibirischen Tuwa: Warum war er wirklich hier?
Putin beim Besuch eines buddhistischen Klosters im sibirischen Tuwa: Warum war er wirklich hier?
 Foto: 
Kristina Kormilitsyna / Sputnik / IMAGO
Anfang September reiste Wladimir Putin nach Tuwa. Das ist eine kleine Region im Süden Russlands, die als Heimat des ehemaligen Verteidigungsministers Sergej Schoigu bekannt ist und in der schamanische Traditionen sehr stark ausgeprägt sind. Putin verbrachte dort einige Tage. Offiziell war er für eine Unterrichtsstunde in Patriotismus an einer örtlichen Schule angereist.
Von dort aus flog Putin in die benachbarte Mongolei. Auch hierfür wurde ein offizieller Grund genannt: die Teilnahme an den Feierlichkeiten zum 85. Jahrestag des bewaffneten Konflikts zwischen der Mongolei und der Sowjetunion auf der einen und Japan auf der anderen Seite.
Putin verbrachte zwei Tage in der Mongolei. Das Hauptgesprächsthema bei diesem Besuch war natürlich die Frage, ob das Land, schwer abhängig von russischem Gas und Strom, es wagen würde, ihn, wie vom Internationalen Strafgerichtshof gefordert, zu verhaften und nach Den Haag auszuliefern.
Doch als der Besuch zu Ende und Putin in aller Stille abgereist war, kam in Moskau ein anderes Thema auf: Warum ist der Präsident überhaupt dorthin gefahren? Ist die Mongolei im Moment wirklich ein so wichtiger außenpolitischer Partner? Was genau wollte er erreichen?
Die Version, die von kremlnahen Quellen diskutiert wird: Grund seien die Schamanen. Dies ist Putins dritter Besuch in der Mongolei in den letzten zehn Jahren, nach Tuwa ist er viele, viele Male gereist.
Die Mongolei und Tuwa gelten als die Heimat der mächtigsten Schamanen der Welt.
Wladimir Putin ist seit Langem für seine besondere Einstellung zur Mystik bekannt. Und offenbar verbindet er sein Interesse an orthodoxer Mystik mit heidnischen Traditionen.
Präsidenten Chürelsüch, Putin in Ulan Bator: Würde die Mongolei Putin an den Internationalen Strafgerichtshof ausliefern?
Präsidenten Chürelsüch, Putin in Ulan Bator: Würde die Mongolei Putin an den Internationalen Strafgerichtshof ausliefern?
 Foto: Byambasuren Byamba-Ochir / EPA

Viele neue Geistliche haben eine KGB-Vergangenheit

Vor ein paar Jahren machte Putin in einer seiner öffentlichen Reden eine sehr seltsame Geste. Bei dem Versuch, einen Scherz zu machen, erwähnte er im Gespräch plötzlich den Teufel und bekreuzigte danach instinktiv seinen Mund.
Das ist eine ziemlich gewöhnliche Bewegung – für einen Russen aus dem 18. Jahrhundert. Heutzutage macht das in Russland niemand mehr. Das 20. Jahrhundert und die Macht der Kommunisten haben den gesamten orthodoxen Aberglauben, der früher existierte, zerstört.
Warum hat Putin diese Angewohnheit? Es gebe nur eine Erklärung, sagte mir eine dem Kreml nahestehende Quelle. Der Präsident verbringe viel Zeit mit den sogenannten Ältesten aus dem Walaam-Kloster, die im mittelalterlichen Russland von orthodoxen Mystikern besonders verehrt wurden.
Wenn man genau hinsieht, haben die heutigen Ältesten eher wenig mit jenen »Heiligen Vätern« zu tun, die früher in orthodoxen Klöstern lebten. Einer von ihnen, der ältere Sossima, wurde beispielsweise von Dostojewski in »Die Brüder Karamasow« beschrieben. Darin ist er ein hochverehrter Mönch, den Tausende von Pilger um Rat fragen, und er versucht, die Hauptfiguren des Buches auf den Pfad der Rechtschaffenheit zu führen.
Diese Tradition ist zusammengebrochen. Die Bolschewiken im 20. Jahrhundert erschossen alle wahren Ältesten, damit sie kein sakrales Wissen an die nächsten Generationen weitergeben konnten.
Das Kloster Walaam wurde in jenen Jahren als Lager für Veteranen des Zweiten Weltkrieges genutzt. Eine neue Generation von Ältesten entstand in Russland um die Zeit des Zusammenbruchs der Sowjetunion. Wie meine Gesprächspartner, die der Führung der Russisch-Orthodoxen Kirche nahestehen, berichten, war die Kirche in der Sowjetunion immer sehr eng mit dem KGB verbunden. Und so stellten sich viele dieser Heiligen Väter als ehemalige Agenten des sowjetischen Geheimdienstes heraus.
Deshalb ist es für Wladimir Putin sehr einfach, mit den Ältesten eine gemeinsame Basis zu finden – sie sind gleichgesinnt.
Die neue Generation von Ältesten ahmt natürlich fleißig alle Zeichen der Heiligkeit nach und kopiert die Manieren der Eremiten vergangener Jahrhunderte – einschließlich der Gewohnheit, sich bei der Erwähnung des Teufels den Mund zu bekreuzigen. Und sie haben auch neue mystische Rituale entwickelt, die viele Mitglieder der russischen politischen Elite vollziehen (oder es aus Karrieregründen zumindest vorgeben).

Fromme in Putins Entourage

Noch vor 35 Jahren waren alle Mitglieder der russischen politischen Elite Atheisten. So schrieb es die Kommunistische Partei vor. Später wurden sie plötzlich gläubig und bekannten sich zu ganz unterschiedlichen Religionen. In der Entourage von Wladimir Putin gibt es Juden, die extrem fromm sind, und auch Muslime.
Eine besondere Rolle spielte Sergej Schoigu, der Mann, der in den vergangenen zwölf Jahren Verteidigungsminister und davor Minister für Katastrophenschutz war. Es war Schoigu, der Wladimir Putin erstmals mit Schamanen in Kontakt brachte.
Putin beim Ausritt in Tuwa 2009
Putin beim Ausritt in Tuwa 2009
 Foto: Alexsey Druginyn / AFP
Putin 2009 in einem Bergfluss in Tuwa
Putin 2009 in einem Bergfluss in Tuwa
 Foto: Alexei Druzhinin / AP
Der ehemalige Minister stammt aus Tuwa. Putin und Schoigu reisten in den Nullerjahren oft gemeinsam, damals fungierte er als Putins persönlicher Reiseveranstalter, der für ihn exklusive Trips in schwer zugängliche Regionen Russlands organisierte.
Viele erinnern sich beispielsweise an die gemeinsame Reise nach Tuwa im Jahr 2009, bei der Putin auf einem Pferd mit nacktem Oberkörper ritt und wie ein Schmetterling durch einen Bergfluss schwamm. Auch in den Jahren 2017, 2018 und 2021 machten Putin und Schoigu gemeinsam Urlaub in Tuwa – und das sind nur die offiziellen Angaben des Pressedienstes des Kremls.
Bei solchen Reisen sollen Schoigu und Putin an schamanistischen Ritualen teilgenommen haben. Das habe den russischen Präsidenten nicht weniger fasziniert als die orthodoxe Mystik.

Schamanen sollen einen erfolgreichen Krieg vorausgesagt haben

So soll Schoigu Putin angeboten haben, zur Verjüngung ein Bad im Blut junger Hirschgeweihe zu nehmen. Bis das Geweih verknöchert, ist es weich und mit Blut gefüllt. Nach heidnischen Überlieferungen sollten solche jungen Geweihe abgesägt und aus ihrem Sud ein Bad zubereitet werden, dem wundersame Eigenschaften nachgesagt werden. Von Putins Vorliebe für solche Bäder berichtete die unabhängige russische Publikation »Projekt« in einer Recherche 2017.
Gerüchte über schamanische Rituale, an denen Putin teilnimmt, sind in den vergangenen Jahren recht beliebt. So behauptete etwa Walerij Solowej, ein Politikwissenschaftler mit sehr umstrittenem Ruf, im Jahr 2022, dass dem russischen Angriff auf die Ukraine eine heidnische Zeremonie vorausgegangen sei, die Schamanen für Putin in seiner Residenz in Sotschi abgehalten hätten. Sie hätten angeblich einen Adler geopfert und den Erfolg der Militäroperation vorausgesagt.

Meine dem Kreml nahestehende Quelle sagt, Putin habe sich vor Beginn der Invasion ausgiebig mit unterschiedlichsten Mystikern beraten, und alle hätten ihm einen militärischen Sieg zugesichert.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion hat der Schamanismus in den asiatischen Regionen Russlands und der Mongolei einen neuen Aufschwung erlebt. Ähnlich wie die Kirchenältesten sind viele neu bekehrte Schamanen eng mit den Behörden verbunden, sodass sie möglicherweise nicht das sagen, was die Geister ihnen flüstern, sondern das, was die Beamten hören wollen.
Quellen berichten, dass bei einem der ersten Rituale, die für Putin organisiert wurden, den Mitarbeitern seiner Verwaltung das Erscheinungsbild der Teilnehmer an der Zeremonie nicht gefallen habe: Die Schamanen sollen zu jung und zu wenig seriös gewirkt haben. Damals wurde offenbar beschlossen, sie durch Schauspieler zu ersetzen, die das Ritual gut kannten. Die Zeremonie wurde spektakulär, alle waren zufrieden.
Im Mai dieses Jahres verlor der Hauptanhänger des Schamanismus in der russischen Regierung, Sergej Schoigu, seinen Job als Verteidigungsminister. Auf Putins Verhältnis zum Okkultismus scheint das keinen Einfluss zu haben. Er reiste einfach ohne Schoigu in die Mongolei und nach Tuwa.
In Moskau kursiert nun das Gerücht, dass Putin den Segen von Schamanen für den Einsatz von Atomwaffen brauche. Ohne deren Zustimmung könne er einen solch schwerwiegenden Schritt nicht wagen, aus Angst, die Geister zu verärgern. Und angeblich sei er zufrieden aus der Mongolei zurückgekehrt.
Diese Version klingt allerdings nach sehr viel Fantasie. Keine meiner Quellen kann sie bestätigen. Ein Treffen mit mongolischen Schamanen scheint aber wohl stattgefunden zu haben.

Hexenmeister sind in Mode

Das Gerede ist ein Hinweis darauf, wie sich die russische Gesellschaft entwickelt. Viele Mitglieder der russischen Elite sind zunehmend von jenseitigen Kräften fasziniert.
Erfolgreiche Unternehmer, Leute, die in den Top Ten der Forbes-Liste stehen, treffen oft keine Entscheidungen, ohne sich zuvor mit Medizinmännern beraten zu haben. Die Beliebtheit der paranormalen Berater hat in den vergangenen fünf Jahren stark zugenommen.
Wahrscheinlich liegt es vor allem daran, dass sie keine Möglichkeit sehen, das Geschehen in ihrem Land zu beeinflussen. Hoffnungslosigkeit und Akzeptanz sind die beliebtesten Worte in Moskau. Für Rationalität ist immer weniger Platz, dafür spielen irrationale Faktoren eine immer größere Rolle.
 

Commentaar: de in het Westen geliefde Altai sjamanen zijn die ook deel van de proxi oorlog in het westen en beinvloeden sensibelen op zoek naar oer ervaringen? Wakkerheid is geborden.

Geen opmerkingen:

Een reactie posten